„Wenn man eine Kerze an beiden Seiten anzündet, mag sie eine Zeit doppelt so viel Licht spenden - aber sie ist auch doppelt so schnell abgebrannt!“
Myron Rush
„Burnout ist das Krankheitsbild der Kommunikationsgesellschaft.“
Miriam Meckel
„I've done too much for too many for too long with too little regard for myself."
ein Burn-Out Betroffener
„Burn-Out ist eine Kompentenz!“
So titelte es einmal Dr. Gunther Schmidt, einer der renommiertesten Burnout-Forscher unserer Zeit.
Denn das biologische und emotionale System des Menschen sagt jetzt eindeutig: „Halt. Stopp. Ende. Alles ausschalten!“
Die bisherigen Hinweise sind übersehen, überhört oder ignoriert worden. Bei akuter Burnout-Erkrankung geht nichts mehr. Auch wenn Frau oder Mann wollte… alles kommt zum Erliegen, die Reißleine des Lebens wird gewissermaßen gezogen. Stopp. Pause. Umfallen. Neudenken. Wenn es nicht schon zu spät ist…
Burnout ist keine Auszeichnung für gute Leistung, sondern eine sehr ernst zu nehmende Gefahr für Geist, Seele und Körper. Bleibende Schäden oft eingeschlossen.
Burnout - Begriff und Historie
Bemüht man Wikipedia und einige Bücher als Quelle, lässt sich aus geschichtlicher Sicht folgendes sagen: Der deutschstämmige Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberg aus New York veröffentlichte 1974 den Artikel „Staff Burn-outs“ im Journal of Social Issues, in welchem er über den psychischen und physischen Abbau von Mitarbeitern alternativer Hilfsorganisationen schrieb. Ab 1976 beschrieben Christina Maslach und Ayala Pines das Phänomen bei anderen Sozialberufen, wobei immer mehr auch andere Berufsgruppen sowie der private Lebensbereich ins Blickfeld gerieten. Seitdem hat das Phänomen immer mehr Wissenschaftler und Mediziner beschäftigt und fand als Begriff auch den Weg in die Öffentlichkeit.
Obwohl viele Definitionen zu finden sind, erweist sich die Suche nach übereinstimmenden Definitionen des BOS als problematisch, da sie inhaltlich sehr unterschiedlich dargestellt sind. Es lässt sich darin eine Durchmischung von Symptombeschreibungen, Ursachen und Krankheitsverläufen finden, die nicht so einfach auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden können.
Quelle Wikipedia:
„Ein Burnout-Syndrom (engl. burn out ‚ausbrennen‘) bzw. Ausgebranntsein ist ein Zustand ausgesprochener emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit. Es kann als Endzustand einer Entwicklungslinie bezeichnet werden, die mit idealistischer Begeisterung beginnt und über frustrierende Erlebnisse zu Desillusionierung und Apathie, psychosomatischen Erkrankungen und Depression oder Aggressivität und einer erhöhten Suchtgefährdung führt.“
Wörterbuch Dorsch (Häcker & Stampf, 2004):
„Syndrom, das bei professionellen Helfern als Folge von Überlastung auftritt, u. a. gekennzeichnet durch emotionale Erschöpfung, Dehumanisierung (zynisch abwertende Haltung gegenüber dem Hilfesuchenden) und dem Gefühl, der beruflichen Aufgabe nicht mehr gewachsen zu sein.“
Manfred Nelting, Burn-Out-Arzt:
Syndrom, dass als eine prozesshafte Erkrankung, „eine Systemerregung aus einer anhaltenden, sich allmählich aufschaukelnden Hyperstressreaktion mit sich bringt. Diese leitet einen Auflösungsprozess der psychophysischen Selbstregulation ein […] und mündet meist in eine manifeste schwere Depression“
Diese Aufzählung ließe sich beliebig fortführen.
Die medizinisch gesehen korrektere Diagnose für einen Burn-out sollte latente Depression lauten. Dieses hätte aber eher den Beigeschmack der Überforderung. Man hat es „nicht geschafft“. Wer würde sich das gern eingestehen? Positiv an der Diagnose Burn-out ist: Die Hemmschwelle, jemandem davon zu erzählen, ist wesentlich geringer als zuzugeben, dass man eine Depression hat. Burn-out ist weniger tabuisiert, es genießt bedauerlicherweise sogar gesellschaftlich Anerkennung. Der Schulmediziner, der das natürlich weiß, spricht dann eher von einem „Erschöpfungssyndrom“.
Es existiert also bisher keine einheitliche wissenschaftliche Definition des Burnout-Begriffs. Das intuitive Verständnis des Ausdrucks Burnout ist hingegen in der Bevölkerung sehr groß. Burnout kann daher als ein Begriff von hoher gesellschaftlicher Praxisrelevanz verstanden werden, der aber keine klinische Diagnose darstellt“. Gemeint ist das Fehlen von Diagnosen nach den Klassifikationssystemen der World Health Organisation (WHO) und der American Psychological Association (APA).
Aktueller Stand der Forschung und Medizin (2019)
Bevor der Frage nachgegangen wird, was Burn-Out ist, werfen wir einen Blick auf das, was die WHO als Gesundheit bezeichnet: „Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“
Das Burn-Out-Syndrom lässt sich folgendermaßen definieren:
Erschöpfung auf körperlicher, psychischer, geistiger und sozialer Ebene. Wobei der Erschöpfungsgrad unterschiedlich ausgeprägt sein kann.
Eine medizinische Klassifikation steht noch aus und wird intensiv diskutiert. Erste Ansätze finden sich in der ICD-10 unter dem Diagnoseschlüssel Z73.0 »Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung«. Als ein Symptom wird »Ausgebranntsein« aufgeführt. Weiterhin finden wir in der ICD-10 auch den Punkt F48.0 Erschöpfungssyndrom und F48.1 Depersonalisierung, welche beim Burn-out-Syndrom oft mit hinzugezogen werden.
Obwohl die Symptome beim BOS denen einer Depression sehr ähnlich sein können, geht die Wissenschaft davon aus, dass BOS nicht der Depression nach ICD-10 F-32 zugerechnet werden kann, da sich die Depression der Beeinflussung durch die Willenskraft oder Selbstdisziplin des Betroffenen entzieht. Einigkeit besteht jedoch darin, dass ein nicht erkanntes oder nicht behandeltes/therapiertes BOS durchaus zu einer echten Depression führen kann.
Weltweit forschen Wissenschaftler am Syndrom, sammeln Daten und haben Studien angestoßen.
Es bleibt also abzuwarten, welche Erkenntnisse die weiteren Forschungen im Hinblick auf eine Klassifizierung und Definition bringen werden.
Bewertung der volkswirtschaftlichen Auswirkungen
Volkswirtschaftlicher Schaden Burnout: Die Krankheitsgruppe „Psychische und Verhaltensstörung/Burnout“ verursacht massive volkswirtschaftliche Kosten in der Bundesrepublik Deutschland.
Zum einen die direkten Kosten: Prävention, Behandlungskosten für die Krankheit selbst, Rehabilitations- und Pflegekosten sowie die Verwaltungskosten der jeweiligen Leistungsträger (Öffentlich und Privat).
Zum anderen die indirekten Kosten: Produktionsausfallkosten, durch Arbeitsunfähigkeitstage der betroffenen Mitarbeiter und der sich daraus ergebende Bruttowertschöpfungsausfall.
Einige Zahlen aus diversen Quellen, welche das Ausmaß verdeutlichen:
Die Bundesregierung hat im Zuge einer kleinen Anfrage – Drucksache 17/9287 – am 30.04.2012 den volkswirtschaftlichen Schaden, basierend auf Zahlen aus dem Jahr 2008, mit 99,6 Mrd. € beziffert.
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat in ihrem Bericht „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ (SUGA) auf Seite 41 in der Ausgabe 2013, basierend auf Zahlen aus dem Jahr 2011, die Produktionsausfallkosten und die ausgefallene Bruttowertschöpfung durch Arbeitsunfähigkeit innerhalb der Diagnosegruppe Psychische und Verhaltensstörungen mit 12,85 Mrd. € beschrieben.
Seit dem Jahr 2000 haben sich die Fehltage aufgrund seelischer Leiden fast verdoppelt, teilte die Bundespsychotherapeutenkammer mit. 12,5 Prozent aller Krankheitsausfälle gingen demnach auf psychische Erkrankungen zurück, die Tendenz sei sogar steigend. Seit 2004 habe die Zahl der Krankschreibungen aufgrund von Burn-out-Symptomen wie Erschöpfung und Antriebslosigkeit drastisch zugenommen. Habe es 2004 bei 100 Versicherten wegen solcher Symptome nur 0,6 Fehltage im Jahr gegeben, seien es 2011 rund 9 Tage gewesen.
Nach Angaben der Krankenkasse DAK sind 16 Prozent aller Fehltage in den Betrieben im ersten Halbjahr 2014 auf psychische Erkrankungen wie Burn-out zurückzuführen. Die Zahl der Krankheitsfälle wegen Depressionen oder Angstzuständen stieg demnach um gut zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum an.
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Stress eines der größten Gesundheitsrisiken des 21. Jahrhunderts. Psychische Belastungen sind inzwischen Ursache Nummer Eins bei den Frühverrentungen in Deutschland. Das Durchschnittsalter liegt hier bei 48 Jahren. 2011 wurde bei 32,6 Prozent aller Diagnosen eine psychische Erkrankung festgestellt. Die Zahl der Menschen die deswegen stationär im Krankenhaus aufgenommen wurden, hat sich mehr als verdoppelt. Die Zahl der Fehltage ist um 80 Prozent gestiegen. 2011 waren es 59 Millionen Fehltage in Folge von Arbeitsunfähigkeit. In unserem Nachbarland Österreich sieht es nicht besser aus. Seelische Beschwerden verursachten 2009 dort mehr als 2,4 Millionen Krankenstandstage. Verglichen mit den Zahlen von 1995 war bei den Frauen ein Anstieg um 155 Prozent, bei den Männern um 88 Prozent zu verzeichnen.
Wenn man weiterhin bedenkt, dass laut aktuellen Studien lediglich 60-80% der Betroffenen nach einem BOS wieder dauerhaft und ohne Einschränkungen in den Beruf eintreten können, führen auch die Folgekosten (z.B. verminderte Erwerbsfähigkeit) zu hohen volkswirtschaftlichen Schäden.
Bei all diesen Betrachtungen ist das persönliche Leid, der soziale Verlust usw. noch in keinerlei Weise mit in die Bewertung eingeflossen.
Auch über den Anteil der an BOS erkrankten Suizidtoten finden sich bisher keine Statistiken. Dennoch dürfte es auch hier eine beachtenswerte Dunkelziffer geben.
Die Zeit-Online nennt dazu in Ihrer Ausgabe vom 6. Februar 2014 zwei Beispiele:
„Auch dieses Interview ist ein Kampf, den er gewinnen muss. Er gegen den Moderator des Schweizer Fernsehens. Carsten Schloter, Chef der Swisscom, begegnet den aggressiven Fragen mit Charme, aber auch Getriebenheit, wie allem im Leben: der Einführung neuer Preissysteme, dem Umbau des Konzerns, Rennen mit dem Mountainbike, Rennen mit Skiern, Rennen zu Fuß. Am Ende dieser Wettkämpfe heißt der Sieger meist Schloter. So stellt der Befragte Schloter den Manager Schloter dar.
Doch als der Moderator ihn nach der größten Niederlage seines Lebens fragt, geschieht etwas Überraschendes. Schloter sagt: „Ich habe drei kleine Kinder, und ich lebe getrennt. Ich sehe die Kinder alle zwei Wochen. Das vermittelt mir immer wieder Schuldgefühle.“
Ein paar Monate später bringt sich Schloter um.
Kurz darauf tötete sich auch Pierre Wauthier, Finanzchef der Zürich-Versicherung. In einem Abschiedsbrief schrieb der Franzose „vom Druck durch den Verwaltungsrat seines Unternehmens.“
Symptome und Ursachen
Ursachen:
Arbeitsüberlastung, Tempodruck, mangelnde Mitsprache bei der Gestaltung der Arbeitsprozesse, Mobbing, autoritäre Führungsstile und fehlende Wertschätzung sind Faktoren, die auch hierzulande den Menschen ein hohes Maß an Belastbarkeit abverlangen. Vor diesem Hintergrund finden viele nicht mehr genügend Muße und Entspannung, um mit den Anforderungen des Alltags fertig zu werden. Dennoch bekommen auch Menschen ein BOS, die den eben genannten Verhältnissen nicht ausgesetzt sind – und andere wiederum, die 60 Stunden in der Woche arbeiten, trifft er nicht. Um Anerkennung und Wertschätzung zu erhalten, versuchen Betroffene Erwartungen von Eltern, Partnern, Freunden und Vorgesetzten zu erfüllen, obwohl diese nicht ihren Wünschen entsprechen. Dies löst Unzufriedenheit aus. Eine zu hohe Anerkennungserwartung wird zudem als Ursache gesehen. Betroffene erreichen zwar die Ziele, das erwartete Lob und die Dankbarkeit fallen jedoch zu spärlich aus.
Die Ursachenforschung unterscheidet außerdem zwischen inneren, äußeren und ergänzenden Faktoren, die zu einem BOS führen können.
Innere Ursachen:
- Arbeit wird als Ersatz für soziales Leben und Religion angesehen
- überhöhte eigene Anforderungen
- fremdinduzierte Ziele
- Zeitdruck
Äußere Ursachen:
- mangelnde Anerkennung im Beruf
- keine oder wenig Rückmeldung über die Arbeit
- Unklarheiten und Konflikte hinsichtlich der eigenen Rolle im Arbeitsumfeld
- fehlende Autonomie
- ein geringes Maß an Kontrolle
- mangelnde soziale Unterstützung
- Mobbing
- Ausübung von psych. Druck durch Vorgesetzte
Ergänzende Faktoren:
- fehlende moralische Verpflichtungen und Vorsätze in der Arbeit
- familiäre Probleme
- historische intrapersonelle Konflikte
- drohender, nicht selbst zu verantwortender Jobverlust
Es kann festgestellt werden, dass über die Ursachen nach wie vor viel zu wenig bekannt ist. Dies liegt vermutlich daran, dass die Ursachen so individuell sind, dass sie sich mit den üblichen wissenschaftlichen Methoden nicht messen lassen. Jeder Betroffene muss sich also die Mühe machen, selbst nachzuforschen.
Dabei kann der psychologische Berater einen wertvollen Anteil leisten. Was bei der Lösung auf keinen Fall weiterhilft, sind Schuldzuweisungen wie: Der Arbeitgeber ist schuld, der Vorgesetzte oder das Projekt. Alle im Netzwerk des Klienten Beteiligten tragen in irgendeiner Art und Weise dazu bei, ob bewusst oder gänzlich unbewusst. Wie im Konfliktmanagement, gilt es auch hier, frühzeitig die Signale (Symptome) zu erkennen und gegenzusteuern.
Da die Symptome jedoch erstens höchstindividuell ausfallen und zweitens auch diversen anderen Krankheiten zugerechnet werden können, ist eine professionelle Diagnose im Ernstfall unumgänglich. Auch bei AIDS hat es Jahre gedauert, eine Sensibilität für das Thema in der Bevölkerung zu schaffen. Ich denke, dass die Ursachenforschung hier noch viel Arbeit in der Zukunft zu leisten hat.
Symptome:
Die Vielfalt der auftretenden Symptome lässt keinen Schluss darüber zu, wann definitiv von einem BOS gesprochen werden kann. Es ist nicht möglich zu sagen, welche Symptome wann, in welcher Häufigkeit und in welcher Kombination auftreten müssen. Jedes Krankheitsbild ist individuell zu betrachten. Dies erschwert eine klare Diagnose und überfordert auch so manchen Mediziner.
Einfacher ist es, Burn-out über die einzelnen Phasen aufzudecken, welche häufig charakteristische Verhaltens- und Körpersymptome aufweisen. Psychologie und Physiologie lassen sich bei Burn-Out eben nicht trennen.
Phasen des Burn-Out-Syndroms
Die Entwicklung des BOS wird von Wissenschaftlern unterschiedlich diskutiert. Einigkeit herrscht aber darüber, dass sich das BOS in mehreren Stufen entwickelt. Es kommt nicht einfach über Nacht. Beim einen dauert es wenige Monate, bei anderen viele Jahre.
Nachfolgend ist ein gängiges Entwicklungs-Modell aufgeführt.
Burn-out Phasen der Erschöpfung nach Dr. med. Mansmann:
1. Drang nach Anerkennung und übertriebener Ehrgeiz
Der Betroffene erfüllt seine Aufgaben mit sehr großer Begeisterung. Allerdings überfordert er sich oftmals dabei und setzt sich zu hohe Ziele.
2. Übertriebene Leistungsbereitschaft
Um den eigenen Ansprüchen zu genügen, wird noch mehr Energie aufgebracht und alles dafür getan, den Ansprüchen doch noch gerecht zu werden. Das Gefühl, unersetzbar zu sein, steigt. Deshalb werden kaum Aufgaben abgegeben und Arbeitsentlastung findet kaum statt.
3. Ausblenden der eigenen Bedürfnisse
In dieser Phase tritt das Verlangen nach Ruhe, Schlaf und Regeneration immer weiter in den Hintergrund. Häufig nimmt der Konsum von Alkohol, Nikotin und Kaffee zu.
4. Ausblenden von Warnsignalen und Überforderung
Um weiterhin leistungsstark zu funktionieren, blendet der Betroffene alle Warnsignale und Anzeichen des eigenen Körpers aus. Unzuverlässigkeit und Fehler häufen sich im Arbeitsalltag.
5. Verzerrte Wahrnehmung der Realität
Alte Grundsätze verlieren an Wert, Freundschaften und berufliche Kontakte, die vorher eher Entlastung und Unterstützung waren, werden nun mehr als Belastung empfunden. Die Wahrnehmung wird reduziert auf ein Minimum. Probleme in der eigenen Beziehung treten auf.
6. Ausblenden von ersten Beschwerden
Probleme häufen sich im Leben des Betroffenen und auch körperliche Beschwerden wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Angst setzen ein. Jedoch werden diese Probleme ignoriert oder es wird ihnen kaum Beachtung geschenkt.
7. Rückzugsphase
Hoffnungslosigkeit breitet sich aus und verdrängt alle positiven Gefühle. Alkohol und Medikamente dienen nun häufiger zur Ablenkung. Das soziale Umfeld wird als Bedrohung angesehen und als überfordernd empfunden.
8. Beratungsresistenz baut sich auf
Der Betroffene wird unflexibel im Denken und schränkt sich immer mehr ein, was sein eigenes Verhalten anbelangt. Kritik wird komplett zurückgewiesen und als Angriff auf die eigene Persönlichkeit empfunden. Er zieht sich immer weiter zurück.
9. Entfremdung
In dieser Phase fühlt sich der Betroffene sich selbst gegenüber fremd. Es kommt ihm vor, als würde er nur noch automatisch wie ein Roboter funktionieren, ohne freien Willen.
10. Innere Leere
Mutlos und erschöpft bezwingt der Betroffene seinen Alltag. Angst und Panikattacken verfolgen den Betroffenen. Mitunter versucht er, seine Probleme mit Kauftouren und Fressorgien zu bewältigen.
11. Auftretende Depressionen
Dauerhafte Verzweiflung und Niedergeschlagenheit stellen sich ein. Andere Erkrankungen wie beispielsweise Magersucht können auftreten.
12. Totale Erschöpfung
Die andauernde geistige und körperliche Müdigkeit lähmt und beeinflusst das gesamte
Leben: Das Immunsystem ist geschwächt, die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
und Magen-Darm-Leiden steigt erheblich. Die Suizidgefahr ist in diesem Stadium am
höchsten.
Diagnosemethoden
Aufgrund der Vielzahl möglicher Symptome und der Individualität des Einzelfalls kann die abschließende Diagnose Burn-out nur von besonders geschulten medizinischen Fachkräften erstellt werden. Und auch dann kann oft nur von einem Verdacht auf BOS gesprochen werden, da das Krankheitsbild ja bis heute noch nicht einheitlich festgelegt ist.
Unterstützend zur medizinischen Untersuchung und psychotherapeutischen Untersuchung haben sich spezielle Fragebögen zum Selbsttest. etabliert.
Sie können zumindest im Verdachtsmoment eine erste gute Einschätzung der Situation ermöglichen. Es handelt sich bei den nachfolgenden Selbsttests jedoch nicht um diagnostische Tests. Das bedeutet, sie können keine ärztliche, psychologische oder psychotherapeutische Diagnose ersetzen.
Die 3 am häufigsten in Deutschland verwendeten Tests sollen hier kurz vorgestellt werden.
Maslach Burnout Inventory (MBI)
Das Maslach Burnout Inventory (MBI) wurde 1981 von Christina Maslach und Susan E. Jackson entwickelt und ist das bis heute gängigste Messinstrument zur Erfassung des Burnout-Syndroms. Es wird in ca. 90 % aller veröffentlichten wissenschaftlichen Studien eingesetzt. Die Darstellung des Burnouts erfolgt über 4 Dimensionen: emotionale Erschöpfung (9 Aussagen), Depersonalisierung (5 Aussagen), persönliche Leistungsfähigkeit (8 Aussagen) und Involviertheit (3 Aussagen). Das MBI erlaubt ausschließlich eine Selbsteinschätzung und eine Tendenz, den Burnout festzustellen. Vorteile des Verfahrens sind seine Ökonomie (Testauswertung dauert 10 Minuten) und die guten Werte der Reliabilität. Der MBI-Human Services Survey wurde hauptsächlich für helfende Berufe entwickelt. Um die Erscheinung des Syndroms für bestimmte Berufs- und Tätigkeitsfeldern genauer zu erfassen, wurde das MBI 1996 in mehreren spezifischen Versionen herausgegeben, u.a. für Lehrende (MBI-Educators Survey) und für Beschäftigte aller Berufe (MBI-General Survey). Leider ist das General Survey in deutscher Sprache bisher nicht kostenlos verfügbar.
Das Tedium Measure (TM)
Das zweite als relevant betrachtete Messinstrument ist das TM, auch Überdruss-Skala genannt. Dieser Test wurde 1982 von Aronson & Kafry entwickelt. Es misst mittels 21 Items die Hauptkomponenten von Burnout, die in körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung eingeteilt sind. Die Fragen werden in einer siebenteiligen Skala von „trifft nie zu“ bis „trifft immer zu“ beantwortet.
Possnigg Burnout Selbsttest (PBS)
Dieser Test wurde vom Facharzt für Neurologie, Psychatrie und Psychotherapeuten Dr. Günther Possnigg aus Wien entwickelt.
Präventionsmöglichkeiten
Arbeitgeber und Führungskräfte tragen eine besondere Verantwortung. Für sie gilt es, Arbeitsprozesse und Anforderungen so abzustimmen, dass die Risiken minimiert werden.
Arbeitsplätze müssen auf ihr psychologisches Gefährdungspotential hin untersucht werden. Dies fordert seit 2014 auch der Gesetzgeber im § 5 III Nr. 6 ArbSchG. Hierzu ist jedoch auch Einsicht und oft ein massives Umdenken in der Personalführung notwendig. Der Mensch in seiner Individualität gehört wieder in den Mittelpunkt gestellt, nicht die Konzernaktie!
Hierzu wird sicher auch der zukünftige Fachkräftemangel einen positiven Beitrag leisten. Arbeitgeber werden sich wieder um Mitarbeiter bemühen müssen. Arbeitnehmer hingegen werden sich vermehrt die Jobs und Arbeitgeber aussuchen, die Ihnen Sinn geben und ihr Wertesystem erfüllen. Die Generation Y macht es uns aktuell gerade vor.
Präventionsmöglichkeiten im Unternehmen:
- Anonymisierte Befragung der Mitarbeiter, Einbau von Stress bzw. Burnout‐Fragebögen
- Flexible Arbeitszeitkonten, Sabbat-Monate oder Jahre, Möglichkeit zur Teilzeitarbeit, Verhinderung exzessiver Überstunden durch gute Personalplanung
- Weiterbildung- und Qualifikationen ermöglichen
- Coaching für Führungskräfte und bei der Übernahme einer ersten oder neuen Führungsaufgabe
- Konfliktcoaching und Kommunikationstrainings für Teams
- Mobbing-Sensibilisierung, Mobbingverantwortung für Führungskräfte
- Vermeidung befristeter Arbeitsverträge
Neben der Arbeitswelt ist es aber Aufgabe eines jeden Einzelnen, für sich eine gute Work-Life-Balance zu finden, welche die persönliche Individualität und Leistungsfähigkeit berücksichtigt.
Präventionsmöglichkeiten im Privatleben:
- Körperliche Aktivitäten, regelmäßig leichten Sport treiben
- Nur soziale Kontakte pflegen, die keinen Stress verursachen
- Ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung
- Zeitmanagement – Wichtiges und Dringendes erkennen und einteilen
- Entspannungstechniken – Yoga, autogenes Training, Meditation usw.
- Tun, was persönlich Freude macht – nicht das, was andere wünschen
Gerade der lange Entwicklungszeitraum mit seinen psychologischen und physiologischen Merkmalen des Burn-Out-Syndroms vom Anfangs- bis zum Endstadium bietet die große Chance, diesem frühzeitig entgegenzutreten. Diese Chance bieten uns viele andere Krankheiten nicht.
Dazu brauchen wir jedoch noch mehr Fakten und validiertes Wissen darüber.
„Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!"
Wolfgang Niebuhr