Wenn Mitarbeiter anfangen zu weinen...
kann dies viele Auslöser haben. Ein lautstarker Streit im Pausenraum oder ein allzu negatives Urteil im Jahresgespräch – auch das Geschäft ist ein Ort, an dem mal Tränen fließen können. Wie verhalte ich mich eigentlich als Führungskraft, wenn ich mit so einer Situation konfrontiert werde? Wie tröste ich Mitarbeiter?
Viele Mitarbeiter leben nach der Devise: „No Emotions and don’t cry!“ Wer seine Emotionen im Griff hat, strahlt Souveränität aus und zeigt Professionalität. Wenn dann wirklich mal jemandem die Tränen kommen, sind Führungskräfte oft mit der Situation überfordert.
Auslöser für Tränen im Job gibt es viele
- Streit: Am häufigsten ist er unter Kollegen – und kann böse enden.
- Kündigung: Der Rauswurf trifft wie ein Hammerschlag – und drückt nicht selten auch auf die Tränendrüse.
- Niederlage: Ein Kunde/Patient ist verloren gegangen – die Suche nach dem Schuldigen beginnt.
- Abmahnung: Die Vorstufe zur Kündigung.
- Ankündigung: Wer kurzfristig ins Chefbüro geladen wird, dem schwant Böses.
- Feedback: Kritik und Tadel im Mitarbeitergespräch haben schon den härtesten Brocken aufgewühlt – und können in einen verbalen Rundumschlag, aber auch in sichtbare Verzweiflung münden.
- Überforderung: Anspruch an sich selbst, eigene Fähigkeiten und Forderung von außen stehen im Missverhältnis zueinander.
- Drohende Insolvenz/Kurzarbeit: Die eigene Existenz scheint bedroht.
Wie Sie Mitarbeiter trösten können und die Situation entschärfen
Ruhe bewahren
Erste Empfehlung: Kein Drama machen, sondern professionell reagieren. Vielleicht ein Taschentuch reichen oder ein Glas Wasser anbieten, um den Mitarbeiter zur Besinnung kommen zu lassen. Schnell abklären, worum es geht. Denn je nach Ursache ist der Hilfeweg ein anderer. Als erstes sollten Sie klären, ob es privat ein Problem gibt oder bei der Arbeit.
Weint der Mitarbeiter aus privaten Gründen, dann schicken Sie ihn am besten nach Hause und stellen ihn für den Rest des Tages frei. Bieten Sie Gesprächsunterstützung an. Liegt der Grund im Unternehmen, dann müssen Sie die Ursachen erforschen und Lösungswege finden. Was Sie nicht tun sollten: Die Augen weit aufreißen und einfach los quatschen. „Was haben Sie denn?“ hinausposaunen und in hektische Alarmstimmung verfallen.
Rollenverständnis
Auf keinen Fall in eine elterlich tröstende Rolle kommen, stattdessen auf Augenhöhe bleiben. Die Person fühlt sich ja schon oft selber klein. Auch keine Dinge versprechen, die man nicht erfüllen kann. Eine Führungskraft sollte an dieser Stelle vorsichtig mit Mitgefühl sein, dies wirkt oft nicht glaubhaft.
Rückzugmöglichkeit schaffen
Wo und wann ist der Mitarbeiter in Tränen ausgebrochen? Im Meeting vor versammelter Mannschaft oder gar an der Rezeption, weil ein Patient sich unmöglich benommen hat? In solchen Situationen sollte man dem Betroffenen schnell einen Ausweg anbieten – und ihn sozusagen aus der Gefahrenzone befördern. Als Vorgesetzter bittet man ihn oder sie zu einem persönlichen Gespräch – und zur Beruhigung – ins Büro.
Fragen stellen
Stellen Sie Fragen zur Situation. Auch selbstkritisch. Z.b. „Habe ich etwas zu hart ausgedrückt?“ Fragen Sie: „Was ist los?“ Das ist eine neutrale Frage. Und dann gilt: Mund halten. Stille ertragen. Aktiv zuhören. Wer fragt, nimmt Schwere aus der Sache und erdet den Betroffenen im besten Fall wieder. Sagen Sie niemals: „Das ist doch alles gar nicht so schlimm. Stellen Sie sich nicht so an!“ Das wäre ignorant und erzeugt Aggressionen.
Diskretion wahren
Wer im Vier-Augen-Gespräch einem Weinenden gegenüber sitzt, erwähnt die Episode vor anderen natürlich später nicht. So bringt man ihn oder sie gar nicht erst in die Schusslinie und erweist sich als Vertrauter, der einen auch in schwierigen Situationen nicht im Stich lässt.
Zeit geben
Ist ein ausgewachsener Streit zwischen Kollegen der Auslöser, muss das Problem aus der Welt geschafft werden. Aber nicht am selben Tag. Den Schlichtungstermin am nächsten oder übernächsten Tag ansetzen, etwas Zeit geben, um die Fehde dann zu beseitigen. Für Vorgesetzte gilt dabei: Neutral bleiben. Externe Hilfe (Mediator) holen, wenn Sie es alleine nicht in den Griff bekommen.
Delegieren
Frauen können häufiger besser mit Gefühlsausbrüchen umgehen als Männer. Vor allem Männer sind oft peinlich berührt, wissen nicht, was zu tun ist, sind gewissermaßen rat- und hilflos. Daher ganz praktisch: Lassen Sie ruhig eine Kollegin das Heft in die Hand – und den Weinenden in den Arm nehmen. Fragen Sie jedoch vorher, ob das für den Betroffenen ok ist.
Verständnis zeigen
Verständnis zeigen, etwa so: „Ich merke, Sie sind gerade aufgewühlt und traurig“. Die sachliche Bestandsaufnahme signalisiert, dass man den emotionalen Ausbruch wahrgenommen hat und ihn nicht übelnimmt.
Weinen zum Selbstzweck
Tränen können auch als Waffe eingesetzt werden, mit denen man seine Ziele durchzudrücken versucht. Wer den Tränen einer Mitarbeiterin oder eines Mitarbeiters immer wieder nachgibt ohne Ursachen zu lösen, macht sich als Vorgesetzter unglaubwürdig.
Bricht ein Mitarbeiter aus unerklärlichen Gründen und widerholt in Tränen aus, können auch psychologische Probleme die Ursache sein. Oft spielt das Privatleben eine Rolle. Prüfen Sie grundsätzlich auch die Möglichkeit von Mobbing durch Kollegen/innen. Bieten Sie bei Verdachtsmomenten ein 4-Augen-Gespräch zu einem separaten Termin und/oder professionelle Hilfe durch externe Spezialisten an.